Im Fokus der Jury des
Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares
Mai 2024
Jedes Jahr im Herbst wird der Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares für herausragende Leistungen in der vergangenen Spielzeit in unterschiedlichen Kategorien verliehen. Die Theaterpreis-Jury, bestehend aus Dr. Inge Volk, Jan Peter Gehrckens, Patrick Giese, Christian Hanke, Gunter Mieruch, Maike Schäfer und Elke Westphal, ist deshalb in der laufenden Spielzeit fleißig in den Häusern der Stadt unterwegs, um die nächsten Preisträger*innen zu finden. Ab und an lassen sie sich über die Schulter blicken und verraten, welche Stücke sie in den Fokus genommen haben.
De Schimmelrieder im Ohnsorg Studio (Ohnsorg-Theater)
In manchen Nächten erscheint an der Küste Norddeutschlands ein geheimnisvoller Reiter auf einem Schimmel. Er erinnert an die Geschichte von Hauke Haien, der das Meer liebte, aber auch seine gewaltige Kraft erkannte und daraufhin ein neuartiges Modell für den Deichbau entwickelte. Die Dorfgemeinschaft misstraute dem jungen Außenseiter, verhöhnte ihn gar – bis die nächste Sturmflut kam. Theodor Storms Novelle ist eine zeitlose Geschichte über Angst vor Veränderungen und Verlust, Scheu vor Innovationen – aber auch über die Hybris des Menschen.
Das Tagebuch der Anne Frank in der opera stabile der Staatsoper Hamburg
Alles scheint gesagt über sie, Bücher wurden geschrieben, Filme gedreht, Podcasts produziert, Fakten über Fakten gesammelt. Und doch bleibt eine Leerstelle, in die all die Fakten und Worte nicht vordringen können – wohl aber die Musik. In seiner Komposition nähert sich Grigori Frid den inneren Zuständen von Anne Frank, spürt ihren Sehnsüchten und Ängsten nach und gibt so der großen literarischen Kraft der Worte Anne Franks einen Widerhall. Er schafft eine Versinnlichung der Situation und somit eine starke Identifikationsmöglichkeit für junge Menschen von heute. Nach der Weißen Rose widmet sich diese Graphic Opera einer weiteren ikonischen Persönlichkeit und Opfer der NS-Diktatur: Anne Frank. Digital und handgemacht, mit Comic, Film, Gore und Poesie, dokumentarisch und fantastisch, Geschichte und Geschichten anders erzählend. Für die Wahrheit hinter der Wirklichkeit!
Geschlossene Gesellschaft im Thalia in der Gaußstraße
Inès, Estelle und Garcin sind tot und in der Hölle, das zumindest wissen sie. Warum aber ist diese Hölle so anders als erwartet? Kein Folterknecht und kein Folterinstrument, nur dieser nichtssagende Raum, dessen Ausgang verschlossen scheint. Keine Fenster, kein Spiegel, eine Klingel die nicht funktioniert und diese Hitze. Über allem kreist die Frage, warum gerade diese drei zusammen festsitzen. Sie sind im Leben einander nie begegnet und könnten unterschiedlicher nicht sein. Ist das wirklich Zufall?